Studie: Defizite in der Versorgung von Depressions-Patienten

Die Defizite in der Versorgung von Depressions-Patient*innen sind riesig – das zeigt eine landesweite Studie der AOK Niedersachsen.

Mithilfe von Expert*innen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Leibniz Universität Hannover und der Ostfalia Hochschule Wolfsburg wurden für das Jahr 2018 die Daten von mehr als 285.000 Menschen mit einer diagnostizierten Depression ausgewertet.

„Besonders auffällig ist, dass von den Patienten mit einer schweren Depressionsdiagnose nur 40 Prozent Kontakt zu einem spezialisierten Facharzt hatten“, sagt Prof. Dr. Kai G. Kahl, leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der MHH und Co-Autor der Studie. „Nur etwa jeder zehnte Patient erhielt eine umfassende psychotherapeutische Versorgung nach Psychotherapie-Richtlinie.“

Patient*innen mit Depressionsdiagnose waren der Studie zufolge im Mittel 58 Jahre alt, zwei Drittel waren weiblich. Etwa 78 Prozent der Betroffenen suchten als erste Anlaufstelle den Hausarzt auf. Jede*r fünfte Patient*in befand sich in Behandlung bei einem spezialisierten Facharzt wie Psychiater oder Nervenarzt. Besonders auffällig: Nur jede*r 20.Patient*in hatte Kontakt zu einer psychologischen Psychotherapeutin oder einem psychologischen Psychotherapeuten.

Eine antragspflichtige psychotherapeutische Behandlung wie eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Verhaltenstherapie bekamen nur 6 Prozent der Patient*innen. 42 Prozent der Betroffenen wurden Antidepressiva verschrieben.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.